Etwas Neues wagen...

Einblick in den Studiengang «Supervision & Coaching mit künstlerischen Perspektiven»

Der Arbeits- und Praxisalltag vieler Menschen ist geprägt von sich verändernden Strukturen und Organisationen, komplexen Aufträgen, hohen Ansprüchen an Tempo, Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Wie wir alle wissen, macht diese Entwicklung auch vor sozialen Berufen nicht (mehr) halt. Dies wiegt doppelt schwer, weil der Fokus in diesen Bereichen auf Menschen liegt, die Unterstützung brauchen. So kann es herausfordernd werden, Sorgfalt, inneres Engagement und Freude für die professionellen Verpflichtungen zu erhalten.

In therapeutischen Berufen gilt Supervision seit jeher als selbstverständlicher qualitätssichernder Teil der Arbeit. Zunehmend gewinnt dies auch – zum Teil unter anderem Namen wie bspw. Coaching, Organisations- und Teamberatung – in anderen Bereichen der Arbeitswelt, auch der Wirtschaft, an Bedeutung: als Raum, um innezuhalten, organisationale Aspekte rund um die eigene Arbeit und/oder im interdisziplinären Team zu reflektieren, Arbeits- und damit zusammenhängende Beziehungsprozesse und die eigene Rolle darin zu beleuchten und persönliche Betroffenheit zu erkennen. Ziel ist es, diese Dynamiken einordnen zu können, sie (besser) zu verstehen sowie dafür ressourcen- und entwicklungsorientierte Haltungen und Handlungsoptionen zu entwickeln.

Einen Beitrag an dieses wachsende Bedürfnis soll der im Januar 2022 gestartete erste Studiengang in «Supervision & Coaching mit künstlerischen Perspektiven» leisten, ein Kooperationsprojekt der Fachhochschule Nordwestschweiz und der Zürcher Hochschule der Künste. Die 16 Studierenden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, alle praktizierende Musiktherapeut:innen, haben sich hoch motiviert und engagiert auf das dichte Ausbildungsprogramm eingelassen – daraus erwachsen ist ein gleichsam herausforderndes und bereicherndes gemeinsames Unterwegs-Sein hin zu einer neuen professionellen Identität. Im November 2023 findet die Diplomierung statt.

Gerne geben wir Einblick in den Aufbau und das inhaltliche Konzept des Studienprogramms. Es handelt sich um ein «Diploma of Advanced Studies (DAS)», also einen Diplomstudiengang, der aus zwei Zertifikatskursen (Certificate of Advanced Studies, CAS) besteht:

CAS 1: Supervision & Coaching im Einzelsetting

CAS 2: Supervision & Coaching von Gruppen und Teams

Der Abschluss ist von den einschlägigen Berufsverbänden für Supervision, Coaching und Organisationsberatung in Deutschland (DGSv), Österreich (ÖVS) und der Schweiz (bso) sowie auch von der Oda Artecura anerkannt.

Das Curriculum wurde von Fachpersonen aus D, A und CH entwickelt, alle mit Berufsqualifikation in Supervision & Coaching, Erwachsenenbildung sowie mehrheitlich auch in Musiktherapie.

Im DAS-Programm wird grossen Wert darauf gelegt, dass die Teilnehmenden ein reflektiertes Supervisionsverständnis entwickeln.

Inhaltlich zentral ist der Einbezug künstlerischer Perspektiven: Zum einen werden darunter Haltung und Blickwinkel verstanden, mit denen in Supervisions- und Coachingprozessen gearbeitet wird und mit denen diese reflektiert werden. Zum andern ist damit der gezielte indikations- und themenspezifische Einbezug von künstlerischen, erlebnisaktivierenden Medien und Methoden gemeint, um den Erfahrungshorizont zu erweitern, neue Erkenntnisse zu generieren und Lösungswege zu eröffnen. Die Anzahl vorgestellter Kontexttheorien im DAS-Programm ist gross. Es werden Konzepte der künstlerischen Therapien, der Rollen- und Systemtheorie, Persönlichkeitspsychologie, Gestaltpsychologie, Gruppendynamik sowie der Organisationstheorie genutzt. Ein besonderes Augenmerk wird auf das Spannungsfeld Ressourcen-, Problem- und Lösungsorientierung gelegt. Die Teilnehmenden sollen ihren zukünftigen Klientinnen und Klienten vielfältige Sichtweisen auf komplexe Situationen ermöglichen, sie adäquat beraten und mehrdimensionale Lösungen entwickeln können.

Inhalt, Aufbau und Methodik/Didaktik des Studienprogramms werden kontinuierlich evaluiert, um in Zukunft auch eine erweiterte Zielgruppe ansprechen zu können. Für die erste Pilotdurchführung wurden nur Musiktherapeut:innen angesprochen, neu steht der Studiengang auch offen für

  1. Fachpersonen mit vertiefter künstlerischer Praxis aus
    • Therapie wie Psychotherapie, alle Fachrichtungen der Kunsttherapie, Logopädie, Physiotherapie, Psychomotorik
    • Sozialwissenschaften wie Pädagogik, Psychologie, soziale Arbeit, Theologie
    • Medizin
  2. Fachpersonen mit psychologischer Vorbildung aus den Künsten wie Musik, Tanz & Bewegung, bildnerische Künste, Theater und Kunstvermittlung

Je nach Vorbildung werden vor oder parallel zum CAS sogenannte Basismodule besucht.

Abschliessend sollen einige der aktuell Studierenden zu Wort kommen, um die obigen Ausführungen mit individuellen Farbnuancen lebendig zu machen.

Rahel Roth: «Ich erhalte durch das Studium sowohl für die klinische als auch die supervisorische Arbeit einen deutlichen Motivationsschub. Mein diagnostisches Auge wird durch die Supervisionsausbildung auch für die Therapiearbeit geschärft, was ich als deutliche Verbesserung meiner ‚Prozesskompetenz’ empfinde. Die enge Verschränkung von Theorie, Übungsmöglichkeiten, Fallbeispielen und Selbstreflexion mit Fokus auf die eigene Entwicklung erlebe ich als enorm stimulierend und entwicklungsfördernd.»

Jacqueline Stohler: «Die Ausbildung gibt mir eine deutliche Schärfung/Klarheit: Was gehört in die Musiktherapie, was in die Supervision/ins Coaching; eine Sensibilisierung gegenüber Themen die eigentlich nicht in die (Musik)therapie, sondern in ein Coaching/in eine Supervision gehören; mehr Klarheit, was Diagnose und Abgrenzung bezüglich Bearbeitung anbelangt; und last but not least Stärkung, den Schritt mehr in die Selbstständigkeit zu wagen.»

Christian Kloter: «Ich geniesse an der Weiterbildung, dass verschiedene supervisorische Handlungsoptionen insbesondere auch der Einbezug künstlerischer Perspektiven gemeinsam erarbeitet und erprobt werden. Nicht alles pfannenfertig zu bekommen, sondern mitdenken und mitentwickeln zu dürfen, ist für mich die bestmögliche Lernform. »

Ulrike Noffke: «Der Studiengang ist wie ein Sammelbecken, in das verschiedenste Ströme zusammenfliessen: die eigene Erfahrung als Musiktherapeutin und mit anderen Berufsrollen; das Wissen aus früheren Ausbildungen; die unterschiedlichen kulturell und biografisch geprägten Gedanken, Ideen und Herangehensweisen der anderen Teilnehmer:innen und Ausbildner:innen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. All dies wird im gemeinsamen Lernen erweitert durch den Erwerb und den „Zustrom“ von neuen Kompetenzen, die einerseits „bekannt“ scheinen und gleichzeitig „neu“ sind! So fühle ich mich als Auszubildende stets gleichzeitig berufserfahren-kompetent und erfrischend „jung“ und neugierig auf die neue Berufsrolle in Supervision und Coaching.

Die einzelnen Module sind sehr gut aufeinander aufgebaut, theoretische und praktische Sequenzen wechseln einander ab, und es wird jedes Mal im Bildnis eines (wachsenden) Baumes alles „Frische“ (Neue) gestalterisch zusammengefasst! Die künstlerische Perspektive und die musikalischen Interventionen geben stets lebendige, regulierende Impulse. Die Ausbildung fordert ein hohes Mass an Selbststudium und aktivem Austausch in Lerngruppen sowie den Mut, ein neues Berufsfeld zu betreten: ganz praktisch als Supervisorin, die sich im neuen Gebiet ausprobiert. Stets fühle ich mich dabei gut begleitet: sei es durch die Gruppenlehrsupervision, in mündlicher und schriftlicher Selbstreflexion sowie in einem der vielen aktiven Rollenspiele, die im respektvollen, offenen Miteinander, oft auch mit spritzigem Humor gestaltet sind.»

Sandra Lutz Hochreutener, Co-Leiterin des DAS

 

Beginn nächster Studiengang: Januar 2024

Anmeldeschluss: 30.09.2023

Online Infoveranstaltungen: Di, 27.06. & Mi, 23.08.23, 19 Uhr

Anmeldung an:sandra.lutz(at)zhdk.ch

Weitere Informationen:www.fhnw.ch/wbph-das-sckp

 

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