Bericht Arbeitskreis Musiktherapie in Psychiatrie und Psychosomatik, Treffen vom 28. Mai 2021
Es ist Freitagmorgen um 9.00 Uhr. Die ersten wählen sich bereits online ein und testen, ob Mikrofon und Kameraeinstellungen funktionieren. Um 9.15 Uhr beginnt schliesslich das Online-Treffen von 26 Musiktherapeuten von zu Hause aus statt in der PUK Zürich. Unter der Leitung von Lotti Müller, Rahel Roth und Rosaria Visco findet das diesjährige Treffen des Arbeitskreises statt.
Wir beginnen mit einer Vorstellungsrunde und schon bald folgt ein erster Input von Anne Schnell aus der UPK Basel. Sie berichtet von ihrer vielseitigen Tätigkeit als Musiktherapeutin auf der Verhaltenssuchtstation (VSS), welche seit 2018 die erste in der Schweiz ist. Anne stellt uns ihr musiktherapeutisches Konzept vor, welches sie in der Arbeit mit verhaltenssüchtigen Patienten entworfen hat. Dabei erklärt sie die Grundfrage: „Was ist Sucht?“, stellt das Therapiekonzept vor, schildert den Aufbau des musiktherapeutischen Settings und bringt eindrückliche Beispiele, in denen sie unter anderem musikalisches Verhalten von Verhaltenssuchttherapiegruppen beschreibt. Die anschliessende Fragerunde wird zu einem spannenden Austausch unter Fachleuten.
Rahel Roth stellt dann Ergebnisse aus der Umfrage Musiktherapie in der Psychiatrie – Versuch einer Berufsfeldanalyse vor. In Bezug auf den ersten Teil der Umfrage bewegen vor allem die Fragen, wie viel Zeit pro Tag am Patienten im klinischen Setting vorgesehen bzw. vorgegeben ist und wo dabei persönliche und institutionelle Grenzen und Möglichkeiten liegen. Ebenfalls wurde die Frage gestellt, wie sich Musiktherapeuten schützen und gleichzeitig dafür einsetzen können, dass die musiktherapeutische Arbeit in ihrem Potential wahrgenommen wird.
Nach einer Pause, die einige noch zu persönlichem Austausch am Bildschirm nutzen, eröffnet Diandra Russo den Nachmittag mit ihrem Referat zum Thema Musiktherapie in der Schmerzbehandlung. Sie stellt Erkenntnisse der Studie aus ihrer Masterarbeit im Bereich der Schmerztherapie vor und erläutert das Achtsame Selbstmitgefühl aus der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT), das Kernstück ihres Ansatzes ist und welches sie für ihre musiktherapeutische Methodik adaptiert hat. Anschauliche Praxisberichte von der Arbeit in der Klinik Barmelweid, wo sie auf der Schmerzabteilung als Musiktherapeutin tätig war, veranschaulichen ihr Referat.
Im Anschluss moderiert Rahel Roth einen anregenden Austausch zum Status Quo und zur möglichen Zukunft des Arbeitskreises.
Musiktherapie bei PTBS ist das Thema von Dodo Trieblnigs Vortrag aus der Clienia Littenheid. In ihrer Präsentation erläutert Dodo verschiedene Facetten ihrer Arbeit. Ihre Erkenntnisse schöpft sie aus langjähriger Erfahrung mit traumatisierten Patienten, die sie in ihrer Masterarbeit vertieft hat. Ihr Angebot ist fachspezifischer Bestandteil des Gesamttherapiekonzepts der Traumastation, welches drei Phasen umfasst:
1. Stabilisierung und Ressourcenaktivierung
2. Schonende Traumaexposition
3. Neuorientierung und Reintegration
Abschliessend wird mitgeteilt, dass Ursula Wehrli von den Psychiatrischen Diensten Graubünden in Chur für 2022 anerboten hat, Gastgeberin für den Arbeitskreis zu sein. Wir freuen uns schon jetzt und hoffen darauf, dass dann wieder ein physisches Treffen möglich sein wird. Ein Online-Meeting wie das am 28. Mai 2021 ist eine gute Alternative, aber es war spürbar, dass die persönliche Begegnung einem grossen Bedürfnis aller Beteiligten entspricht.
Das Plenum hat entschieden, den ursprünglichen Titel des Arbeitskreises auf den folgenden anzupassen: Arbeitskreis Musiktherapie in Psychiatrie und Psychosomatik.
Es war ein anregender Austausch, mit den einen oder anderen technischen Schwierigkeiten, aber alles in allem haben wir uns gefreut, einander vor der Kamera zu sehen und zu wissen, dass es Musiktherapeuten mit ähnlichen beruflichen Anliegen gibt.
Herzlichen Dank an Verena Barbera, welche uns ihre Notizen für den Bericht zur Verfügung gestellt hat.
Das OK - Lotti Müller, Rosaria Visco, Jeannine Hirzel und Rahel Roth
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