Erinnerungen Muriel de Montmollin Bovet

Es war einmal...

Zum 40-jährigen Bestehen des SFMT wurde ich gebeten, den Stift in die Hand zu nehmen und  in die achtziger Jahre zurückzugehen. Ich freue mich, Euch diese kleine persönliche Notiz zukommen zu lassen... 

Im Jahr 1981 wurde der Berufsverband der Musiktherapeuten gegründet. 

Was geschah damals in der Westschweiz?

Die Ecole sociale de musique du Val-de-Ruz et du Vignoble, die erste musiktherapeutische Ausbildungsstätte in der Region, ja sogar der ganzen Schweiz, feierte ihr erstes Jahr. (Später wurde daraus die Ecole Romande de Musicothérapie).

Einige Kollegen, die im Ausland, haupsächlich in Montpellier, ausgebildet worden waren, nahmen ihre Berufstätigkeit in Institutionen auf.

Meine Begegnung mit der Musiktherapie geht auf das Jahr 1982 zurück. Es war eine wirkliche Entdeckung und Anlass für einen beruflichen Wandel. Noch im selben Jahr begann ich mit der Ausbildung.

Woran erinnere ich mich aus dieser Zeit?

An das Unbekannte, das Abenteuer, die neue Welt, die es zu erkunden galt, aus dem Enthusiasmus des Anfanges heraus, mit dem Privileg der Erneuerung. Es ging um die Aneignung, aber auch um die Bekanntmachung eines sich neu entwickelnden therapeutischen Weges mit der Musik.

Damals war die Musiktherapie für mich und viele andere noch eine Art Terra Incognita. 

Eine Erinnerung macht dies deutlich: Eine psychiatrische Krankenschwester sagte zu einer Patientin, als ich diese zu einer Musiktherapiesitzung holen wollte: "Gehen Sie und machen Sie Musik mit dieser Dame, es wird Ihnen nicht schaden"...

Ich habe diese Zeit zu Anfang einer Berufskarriere mit ihren Vorteilen erlebt: mit viel Freiheit, mit Perspektiven für die Gestaltung und Erforschung, wenig administrativen Zwängen; und mit ihren Nachteilen oder Risiken: wenige Meilensteine, um in einer korrekten beruflichen Linie zu bleiben, mit einer Therapieform, die nicht anerkannt oder sogar mangels wissenschaftlicher Beweise ignoriert werden konnte, in den Augen vieler Gesundheitsfachleute kaum legitimiert und von den Krankenversicherungen nicht berücksichtigt war. Die Praxis zeigte Erfolge, die wir bezeugen konnten und über die wir uns freuten. Aber wie in Worten erklären, wie die Ergebnisse verteidigen, wenn die stützenden theoretischen Elemente noch zu wenig oder gar nicht bekannt sind?

Die Herausforderungen waren also zahlreich... umso wichtiger, die Grundausbildung besser zu verankern und anzuerkennen. Der Verband hat dazu einen grossen Beitrag geleistet, indem er unter anderem die Aufnahmebedingungen für eine Mitgliedschaft festgelegt hat.

Ich für meinen Teil habe mich in andere Herausforderungen gestürzt:

  • Die Bekanntmachung der Musiktherapie in der breiten Öffentlichkeit sowie im Bildungs- und Gesundheitswesen durch Artikel, Vorträge und die Teilnahme an Kolloquien, Kongressen und Seminaren mit unterschiedlichen Therapeuten.
  • Die Einrichtung von Weiterbildungskursen durch das Beiziehen anerkannter Lehrkräfte aus dem Ausland.
  • Impulse und Durchführung von Supervisions- und Intervisionsangeboten für Musiktherapeuten.

Meine Wünsche für die Zukunft des SFMT? Um diese zu veranschaulichen, wähle ich ein Bild.

Wenn der Verein ein Baum wäre, würde ich ihn mir wie folgt wünschen:

  • Das Laub soll hoch und sichtbar sein, je nach Jahreszeit grün oder goldfarben und gut versorgt. 
  • Seine Wurzeln sollen noch tiefer wachsen, um das Wesen und die Besonderheiten der Musiktherapie zu bewahren und fest zu verankern.
  • An der Oberfläche sollen sich weitere Wurzeln ausbreiten, um mit benachbarten Bäumen auch anderer Arten zu kommunizieren.
  • Und immer wieder aus einer klaren und erfrischenden Quelle zu trinken. 

 

15. September 2021                                             

Muriel de Montmollin Bovet, Übers. ML

 

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