Amtszeit 2006-2012

Welches waren die Meilensteine des SFMT in meiner Amtszeit, was war los damals in der musiktherapeutischen Szene in der Schweiz?

Meine Amtszeit als Präsidentin dauerte von 2006 bis 2012, davor war ich bereits zwei Jahre im Vorstand gewesen und hatte so Einblick bekommen in die Verbandsarbeit. In dieser Zeit gab es in der Schweizerischen Landschaft in dem Bereich der künstlerischen Therapien verschiedene Verbände und die Musiktherapie war schon lange institutionalisiert im SFMT vertreten, der alle Belange der Musiktherapie aufnahm und bearbeitete. Damals gab es um die 200 Mitglieder, vor allem aus der deutschen Schweiz und der Romandie. In erster Linie ging es damals generell um die Professionalisierung unseres Verbandes intern und extern nach aussen.

Wir haben daran gearbeitet, eine Website zu erstellen, was damals noch recht neu war und unseren Auftritt ansprechend zu gestalten, um in der Berufswelt und gerade auch bei den Krankenkassen mehr wahrgenommen zu werden und auch intern unseren Mitgliedern Informationsmöglichkeiten zu geben.  Sich berufspolitisch in der Landschaft zu positionieren und Kontakte zu pflegen, war ein wichtiges Ziel, gerade auch mit der damals mehr in Erscheinung tretenden KSKV (Konferenz Schweizerischer Kunsttherapieverbände), heute Artecura. In meine Amtszeit fiel berufspolitisch die nicht ganz einfache Entscheidung des SFMT, sich nicht dem Bestreben der KSKV zur Erlangung eines eidgenössisch anerkannten Titels zum diplomierten Kunsttherapeuten HFP anzuschliessen, sondern den Ausbildungsabschluss auf MAS-Niveau zu favorisieren, analog des europäischen Auslandes. Diese Entscheidung wurde damals an einer von mir einberufenen ausserordentlichen GV von den Mitgliedern getroffen. Trotz dieser Entscheidung haben wir den Kontakt zur KSKV weiter gepflegt, sodass wir die dort eingeschlagene berufspolitische Linie immer gut verfolgen konnten. Kurz nach dieser Entscheidung konnte durch die intensiven Bemühungen von Sandra Lutz-Hochreutener, Maja Rüdisüli und Fritz Hegi die damalige Bam-Musiktherapieausbildung zu einem Masterstudium an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) umgewandelt werden, so dass es neu möglich war, entweder ein Masterstudium zu absolvieren oder die dann später ins Leben gerufene HFP-Prüfung zu machen.

Ein weiterer Meilenstein war das Wieder-Einberufen eines Schulentreffens der damaligen Schweizerischen Ausbildungen, um Ausbildungsinhalte untereinander abzustimmen und einen gemeinsamen Standard zu finden, der dann auch Einfluss hatte auf die Aufnahmekriterien für eine ordentliche Mitgliedschaft im SFMT.  

Zur Pflege der Kontakte untereinander und dem Ausbau des qualitativen Standards organisierten wir jährlich eine oder zwei Weiterbildungen für unsere Mitglieder, gerade auch in der Romandie, die diesbezüglich wenig versorgt war. Ziel war es hier auch, den in der MT-Szene doch auch leicht spürbaren Röstigraben immer wieder zu überwinden.

 

Welches waren die besonderen Herausforderungen in meiner Amtszeit, was hat mich bewegt, angeregt, welche Steine standen im Weg?

Eine besondere Herausforderung bestand zunächst intern darin, dass ich – biografisch aus Deutschland kommend und zugleich mit französischer Vergangenheit – die unterschiedlichen Kulturen von welscher und deutscher Schweiz recht deutlich wahrgenommen habe und es mir sehr wichtig erschien, die Kommunikation noch mehr anzuregen und mit der Vielfalt der unterschiedlichen Kulturen ein Gefühl für Gemeinsamkeit zu ermöglichen. Es ging darum, das gesamte SFMT-Schiff zu stärken und die Vorteile einer vielfältigen und kulturell unterschiedlich geprägten Mannschaft zum Segeln auf dem berufspolitischen Meer auszunützen und anzuregen.

Die Einarbeitung in die komplexe Welt der Berufspolitik mit ihren völlig eigenen, den therapeutischen nicht unbedingt verwandten Gesetzmässigkeiten, verbunden mit den Aussenkontakten in dieser besonderen Welt, im Bemühen, uns dort zu vertreten, war für mich herausfordernd und sehr arbeitsintensiv. Die schwierige zukunftsträchtige Entscheidung in Richtung MAS oder HFP gemeinsam mit der KSKV brachte im gesamten Verband viel Unruhe und z.T. verhärtete Fronten mit sich. Es galt einen kühlen Kopf zu bewahren und die verschiedenen Möglichkeiten mit ihren Vor- und Nachteilen klar und transparent an der GV zu präsentieren:  Wo war eine Ansiedlung der MT im Schweizerischen Bildungsschema zu treffen ohne zugleich in die Zukunft schauen zu können, das Schiff zu lenken, ohne abschätzen zu können, wie sich die Gewässer entwickeln? So haben wir damals mit einer knappen Mehrheit der Mitglieder den Blick mehr auf das Ausland gerichtet und den internationalen Kontext favorisiert und eben nicht die besondere Schweizerische politische Entwicklung mit dem Aufbau der HFP.

Für die Auslotung von besseren Löhnen haben wir eine zweijährige Zusammenarbeit mit dem vpod (Schweizerischer Verband des Personals öffentlicher Dienste) gehabt und erstmals auch Lohntabellen für die verschiedenen Kantone zusammengetragen zur besseren Orientierung der Mitglieder und auch einige wenige Erfolge erzielt im grossen Verwaltungsapparat des Lohnsystems kantonaler Institutionen.

Angeregt hat mich besonders die gute Zusammenarbeit unter den Vorstandskolleginnen, die für mich ganz hautnah erfahrbar gemacht hat, dass es sich gemeinsam lohnt, sich für unsere Ziele der Weiterentwicklung der Musiktherapie einzusetzen und wir etwas ausrichten konnten. Diese Zusammenarbeit liess eben wie in der Musik etwas entstehen, was grösser war als die Summe seiner Teile und hat mir trotz vieler Arbeitsstunden viel Freude gemacht.

 

Welchen Wunsch habe ich für den SFMT der Zukunft?

Mein Wunsch für den SFMT ist es, dass unter den Mitgliedern eine Bewusstheit für die Herausforderungen des Berufsstandes entsteht und daraus das Bedürfnis, sich zu engagieren für die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der Musiktherapie, nicht nur in der Schweiz, sondern auch mit Blick auf die internationale Vertretung z.B. im EMTC. Ich wünschte, dass es einen regen Austausch zwischen den Mitgliedern und dem Vorstand gäbe mit dem Bewusstsein, dass ein Vorstand seine Arbeit nur mit der aktiven Unterstützung möglichst vieler Mitglieder machen kann.

Die Früchte eines solchen regen berufspolitischen Geflechts wären eine verstärkte Implementierung und Anerkennung der Musiktherapie auf allen Ebenen.

 

7. September 2021                                                                                                                              

Astrid Lorz-Zitzmann

 

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