SFMT-Stand am Infomarkt der nationalen ADHS-Tagung von elpos Schweiz
Auf Anfrage von ELPOS (Dachverband der regionalen Vereine für Eltern und Bezugspersonen von Kindern sowie Erwachsenen mit POS/ADHSSchweiz) organisierte der SFMT für die nationale ADHS-Tagung einen Infostand zum Thema Musiktherapie bei ADHS. Die Suche nach Mitgliedern, die in diesem Bereich tätig sind, gestaltete sich nicht ganz einfach. Schliesslich fanden sich Sybille Progin und Giuseppe Romano, die bereit waren, den SFMT an einem Stand am Infomarkt der Tagung zu repräsentieren. Herzlichen Dank!
ADHS – Durchblick im Therapie-Dschungel
Am 10. September 2016 fand in Olten an der Fachhochschule NW die nationale Jahrestagung der elpos Schweiz statt. Mit dem Thema „ADHS – Durchblick im Therapie-Dschungel“ ging es darum, den interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern eine Übersicht über verschiedene Behandlungsansätze und Therapieformen zu geben und ein multimodales, auf drei Säulen basierendes Behandlungsprinzip bei ADHS vorzustellen. Im ersten Teil wurde auf die Bedeutung einer sorgfältigen Analyse und der systemischen Zusammenarbeit bei der Therapie und der medizinischen Behandlung von ADHS-Betroffenen und deren Familiensystemen hingewiesen. Einführend dazu das Einstiegsreferat von Dr. Jürg Leeners, Chefarzt des KJPD Schwyz, der über gezielte Vorgehensweisen und angemessene Umgangsformen mit den betroffenen Familien referierte. Begleitet wurde das Referat von zwei heiteren, aber sehr realitätsnahen Theatersequenzen, die auf eindrückliche Weise zwei explosiv-dynamische Alltagsituationen und die hohe Belastung für das Umfeld aufzeigten. Nach einer kurzen Verpflegungspause fanden sieben Workshops mit thematisch unterschiedlichen Schwerpunkten statt, an denen man sich wahlweise beteiligen konnte. In den Kurzreferaten wurden stärkende und unterstützende Massnahmen der Heilpädagogischen Früherziehung oder der Psychomotorik-Therapie vorgestellt und die Arbeitsweisen und Angebote der Schulpsychologie dargelegt. Vier weitere Beiträge befassten sich mit der Wirksamkeit und Anwendung von Neuro-Bio-Feedback, Verhaltens-, Lern- und Ergotherapie. Und last but not least, durfte auch an dieser Fachtagung der Dauerbrenner „Ritalin“ bzw. das Thema der medikamentösen Behandlung von ADHS nicht fehlen. Im Schwerpunkt dieser „Königsdebatte“ stand die Frage, ob Eltern sich heute wirklich in zunehmendem Masse für Ritalin entscheiden.
Leserinnen und Leser, die die einzelnen Referate vertiefen möchten, finden unter www.elpos- tagung.ch die Links zu den entsprechenden Handouts. Das Referat von Dr. Jürg Leeners wird in der nächsten elpost (Nr. 60) in einem Bericht erscheinen.
Nach der Mittagspause hatten die Teilnehmenden an 22 verschiedenen Infoständen die Gelegenheit, sich im persönlichen Kontakt über klassische und alternative Therapieformen auszutauschen, so auch über die klinische Musiktherapie. Einige blieben an unserem Stand stehen und zeigten sich trotz Informationsflut sehr interessiert an Literatur und Methoden zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die von ADHS betroffen sind. Im Gespräch konnten wir seitens der Musiktherapie über Möglichkeiten stationärer Behandlungsansätze informieren und die Rolle der klinischen Musiktherapie hervorheben. Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Tonius Timmermann durften wir Kopien von einem MU-Originalbeitrag auflegen, die von einigen Besuchern mit Interesse entgegengenommen wurde. Der Artikel ist unter dem Titel: „Dem Aufmerksamkeitsdefizit mit Aufmerksamkeit begegnen – was die Musiktherapie Kindern und Jugendlichen mit einer ADHS-Diagnose bieten kann“ in der MU Band 34 1/2013 erschienen.
Die gut organisierte Fachtagung bot nicht nur Fachleuten die Gelegenheit, sich auszutauschen,
sondern auch betroffenen Eltern, einen Einblick zu gewinnen und sich in dieser Fülle an professionellen Angeboten eine Orientierung zu verschaffen. Für manche blieb aber auch nach diesem Tag eher Ernüchterung und Skepsis zurück. So bei einer Mutter, mit der ich auf der Heimfahrt ins Gespräch kam. Sie berichtete von einer langen Leidensgeschichte, die sie mit ihrem Sohn durchlebte, von mangelnder Unterstützung von Seiten der Behörden, Geldsorgen, Erschöpfung und Entbehrungen. Sie wirkte eher verunsichert und blieb auch nach dieser Tagung enttäuscht. Sie äusserte sich zur allgemeinen Ritalin-Debatte, stellte ihre Standpunkte dar und erkundigte sich nochmals über die Möglichkeiten der klinischen Musiktherapie. Sie hörte aufmerksam zu und wurde nachdenklich.
Giuseppe Romano Sybille Progin
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