Bericht Fortbildung SFMT 2018

Wenn die Sicherungen durchbrennen… Deeskalation mit Aggressionsmanagement

Fortbildungsnachmittag des SFMT am 10. März 2018

Die diesjährige Fortbildungsveranstaltung des SFMT fand am 10. März im Anschluss an die GV statt. Rund 40 TeilnehmerInnen fanden sich nach dem Mittagessen pünktlich im Seminarraum des Tramdepots in Bern ein.

Frau Susanne Tosch, die wir für diesen Nachmittag gewinnen konnten, war ursprünglich als diplomierte Pflegefachfrau in der Erwachsenenpsychiatrie tätig. Sie hat sich gezielt weitergebildet und arbeitet nun seit vielen Jahren als ausgebildete Aggressionsmanagement-Trainerin NAGS. 2007 gründete sie zusammen mit  Emanuel Müller die Firma „Mütos Aggressionsmanagement“ (www.mutos.ch). 

In ihrem lebhaften, energievollen und interessanten Vortrag ruft sie als erstes in Erinnerung, dass das Wort Aggression vom Lateinischen aggredi = heranschreiten/angreifen kommt und grundsätzlich eine positive Kraft benennt, ohne die kein Mensch leben kann.

Danach referiert sie über den neurobiologischen Aggressionsapparat, wie ihn Joachim Bauer 2012 erstmals schematisch darstellt, sowie über die zwei Fundamentalsysteme „bottom up drive“ und „top down control“, die unsere Affekte und Impulse steuern. Wer sich vertieft einlesen möchte, dem sei das Buch von Joachim Bauer „Selbststeuerung – die Wiederentdeckung des freien Willens“ (J. Bauer, 2015, Blessing-Verlag München) wärmstens empfohlen.

Das 4 Schritte-Modell nach ProDeMa, welches Frau Tosch im Hauptteil des Vortrages vorstellt, beinhaltet schematisiert, wie eine eskalierende Situation beruhigt werden kann:

1.    Schritt: Kontaktaufnahme (z.B. Person mit Namen ansprechen, eigene Energie und Lautstärke anpassen etc.)

2.    Schritt: Beziehungsaufbau (z.B. Situationsreflexion, Kontaktreflexion; zeigen, verbalisieren, dass Not gesehen, erkannt wird)

3.    Schritt: Konkretisierungsfrage (z.B. Was macht Sie gerade so wütend? Wovor haben Sie gerade am meisten Angst? Vermeiden: Warum-Wieso-Weshalb-Fragen!)

4.      Schritt: Lösungen suchen (z.B. Was kann ich im Moment für Sie tun?)

Fragen und Diskussionen zeigen, dass bei jedem einzelnen Schritt viele unterschiedliche Möglichkeiten bestehen, wie nonverbal und verbal reagiert werden kann und wie wichtig die Körpersprache und die Echtheit des Beziehungsangebotes sein muss. Fragen bezüglich Problemen mit Aggression unter Gruppenteilnehmern in Musiktherapiegruppen werden gestellt und können leider nur andiskutiert werden.

Im letzten Teil des Vortrages und in den abschliessenden praktischen Übungen stehen grundsätzliche Überlegungen zu präventiven Massnahmen, so wie erneut Körpersprache und Haltung im Fokus. Als Diskussionsgrundlage wird zudem ein eindrücklicher Filmausschnitt einer eskalierenden Situation in einer psychiatrischen Klinik gezeigt.

Bezogen auf das musiktherapeutische Setting können viele Anregungen mitgenommen werden. Präventiv hilfreich sind: möglichst gute Kenntnisse der Vorgeschichte der Patienten; Enge im Therapieraum vermeiden; angenehme Atmosphäre schaffen (frische Luft!); gefährliche Gegenstände wegschaffen; evtl. seitlich sitzen anstatt gegenüber; evtl. Tür angelehnt oder leicht offenlassen; klare Absprachen mit Kollegen.

Es tat gut, nach dem langen Sitzen und der "Kopfarbeit" aufzustehen und das Gehörte in Körpersprache umzusetzen. Gerne hätte man sich noch länger in die praktischen Übungen vertieft, doch dafür reichte die Zeit nicht. Die Teilnehmenden nahmen inspirierende Anregungen mit nach Hause.

 

Christine Erb

 

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