Kunsttherapien im Licht der WHO

Musik als Gesundheitsverordnung?

Die Künste im Rampenlicht der WHO

 

Wer die Welt in dieser Zeit der Pandemie betrachtet, bemerkt schnell, dass die Menschen sich mit voller Wucht in die Kraft der Kreativität stürzen: Musik, Kunst, Tanz, Film, Literatur, Garten – Hauptsache es tut gut. Dass sich die Künste positiv auf die Gesundheit und Prävention auswirken, ist uns allen ein gängiges Konzept, doch nicht passender zu dieser aussergewöhnlichen Zeit hat die World Health Organization (WHO) just Ende letztes Jahr eine besonders wertvolle Übersichtsarbeit veröffentlicht.

 

Die Künste wurden von der WHO in ihren breit-wissenschaftlich fundierten Ansätzen recherchiert, zusammengestellt und der Bericht für die Öffentlichkeit zugängig gemacht. Das Kernstück des Berichtes ist die Bibliographie mit 972 Publikationen, welche den Bericht untermalen und die Evidenz unterstützen. Darunter befinden sich 200 Übersichtsarbeiten, welche 3000 weitere Studien umfassen. Die WHO bezeichnet dieses Werk als umfangreichste Evidenzuntersuchung im Bereich der Künste und Gesundheit.

Im Bericht werden verschiedenen Kunstformen beleuchtet, dazu gehören:

 

1.    Darstellende Künste (Musik, aber auch Tanz, Singen, Theater und Film)

2.    Visuelle Künste (Basteln/Handwerken, Design, Malen, Fotografie)

3.    Literatur

4.    Kultur (Besuch von Museen, Galerien, Konzerten, Theatervorführungen)

5.    Online-Künste (Animationen, digitale Künste).

 

Was aus musiktherapeutischer Perspektive sehr erfreut, ist die dominante Präsenz der Musik im Bericht; nicht nur wird die Musik am häufigsten genannt (zwanzig mal mehr als die anderen Kunstformen), sondern wird auch explizit als fundiert erforscht definiert. Ein gutes Fünftel der Quellen stammt aus musiktherapeutischen Federn, wobei im Bericht nicht genau differenziert wird, bei welchem Einsatz von Musik es sich tatsächlich um einen musiktherapeutischen Kontext handelt. Beim Durchstöbern der Bibliographie fällt auf, dass die Musiktherapieforschung noch mehr zum Bericht beisteuern könnte, denn viele Werke haben es nicht in die Auswahl im Bericht geschafft. Nichtsdestotrotz ist die Reichweite dieser fundierten Arbeit ein Schritt in Richtung Zukunft der Gesundheitspolitik. Die Schlussfolgerungen des Berichtes unterstreichen die Wichtigkeit von erhöhter Unterstützung seitens der Entscheidungsträger im Bereich der internationalen Kooperation, Wissensaustausch und Forschung: "support the development of long-term policies or strategies that will provide more synergized collaboration between health and arts sectors that could realize the potential of the arts for improving global health".

 

Im Folgenden finden Sie die Zusammenfassung des Berichtes:

«Welche Erkenntnisse gibt es über die Rolle der Künste bei der Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden? Eine Bestandsaufnahme» (WHO, 2019).

In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurde zusätzlich zu den Entwicklungen in Politik und Praxis in verschiedenen Ländern der Europäischen Region der WHO und darüber hinaus in deutlich erhöhtem Maße auch die Wirkung von Kunst auf Gesundheit und Wohlbefinden untersucht. In dem Bericht werden die weltweit vorhandenen Erkenntnisse über die Rolle der Künste bei der Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden zusammengefasst dargestellt, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf die Europäische Region der WHO gelegt wird. Die Ergebnisse aus über 3000 Studien verdeutlichen eine wesentliche Rolle der Künste bei der Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung sowie beim Management und der Behandlung von Erkrankungen im gesamten Lebensverlauf. Zu der untersuchten Evidenz gehörten Versuchsanordnungen wie unkontrollierte Pilotstudien, Fallstudien, Querschnittsuntersuchungen im Kleinmaßstab, national repräsentative Längsschnitt-Kohortenstudien, gruppenspezifische Ethnographien und randomisierte kontrollierte Studien aus unterschiedlichen Fachdisziplinen. Die positive Wirkung der Künste könnte durch eine Anerkennung und gebührende Berücksichtigung der wachsenden Erkenntnisgrundlage, die Förderung einer Beschäftigung mit Kunst auf individueller, kommunaler und nationaler Ebene und die Unterstützung einerbereichsübergreifenden Kooperation noch weiter verstärkt werden (WHO, 2019).

 

Diandra Russo

 

Quellen: Faktenblatt (Englisch, pdf)

 

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