Vorwort

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Wir schauen zurück auf ein aussergewöhnliches Jahr im Zeichen der Pandemie. Vieles musste neu gedacht werden: Wie verhalte ich mich in meinem Umfeld, für wen gehe ich einkaufen, wie kann ich meiner Mutter die Einkaufstasche bringen, ohne sie zu gefährden, weder mit einer möglichen Ansteckung noch einer Isolation? Wir sind es nicht gewohnt, mit allzu viel Ungewohntem umzugehen. Die Gewohnheiten lassen uns routiniert schnell einkaufen gehen, zuversichtlich die Ferien im Sommer oder sogar schon auch Herbst planen und zu Weihnachten mussten wir uns gewöhnlich nicht überlegen, ob es in der Waldhütte vielleicht nicht doch zu kalt sei.

In der Klinik jedoch fehlten mir in den vergangenen Monaten oft die Worte im Gespräch über das momentan so aussergewöhnliche Leben. Mein Gegenüber - der Patient - befand sich ja eben in einer in den meisten Fällen noch viel ungewohnteren Situation, und Krankheit oder Unfall hatten für ihn zu einem Einbrechen des gesamten Alltags geführt. Um wie viel schwieriger muss das Neu-Denken bestimmt noch zu bewältigen sein nach erlittenen Verletzungen, geschwächtem Körper, erschütternden Erlebnissen auf Intensivstation, Krisenintervention oder dem sich Wiederfinden im Rollstuhl. Die Musik ist vom Wesen her ein Spiel mit Gewohntem und Ungewohntem, Erwartetem und Unerwartetem. In einer herausfordernden Lebenssituation lässt sich die empfundene Schwierigkeit nicht verhandeln. Innerhalb der musikalischen Atmosphäre kann es aber möglich sein, sich mit sich selber, dem Gegenüber und der Situation zu verbinden und Ungewohntem womöglich spielerischer zu begegnen. Und im besten Fall sich im Musikraum den Raum zur Orientierung, Selbstaktualisierung und Resilienz zu schaffen und zu erhalten. In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen raum-gebenden Sommer!

Im aktuellen Newsletter findet Ihr Anregungen zum Weiterdenken und Lesen: Die Website altea nimmt sich des Themas long covid an; wir möchten auf das neuerschienene Buch Musique et santé mentale: orchestrer la rencontre (im französischen Verlag champ social erschienen) hinweisen, welches als Sammelband mit vielen Artikeln unterschiedlicher Autoren vielgestaltige Arbeitsfelder in der Musiktherapie dokumentiert; und auf die französische Übersetzung (von Christa Steingruber erstellt) des im Februar Newsletter dieses Jahres 2021 im deutschsprachigen Newsletter erschienenen Artikels über GIM (Guided Imagery and Music) verweisen. Ausserdem findet Ihr zum Nachlesen und Mitdenken wichtige Berichte aus dem Verband: das Protokoll der per zoom abgehaltenen GV vom März 2021, Informationen aus der Fortbildungskommission von Jacqueline Stohler zu vergangener und zur geplanten Fortbildung, den Bericht der EMTC GV von 2020 von Beate Roelcke, einen Bericht der Ethik-Kommission von David Moser, den Jahresbericht aus dem Vorstand der OdA ARTECURA von Rahel Roth und den ausführlichen Jahresbericht des sfmt von unserer nunmehr ehemaligen Präsidentin Ursula Wehrli Rothe. Wir freuen uns, diese vielfältigen und informativen Berichte aus dem spannenden vergangenen - ausserordentlichen! - Jahr mit Euch zu teilen.

 

Herzlich

Mireille Lesslauer

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